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Susanna Gschlenkgestorben am 6. Januar 2016

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Ein Nachruf auf Susanna Gschlenk

„Das mache ich ja vor allem für Euch und für die Kinder! Das weißt Du ja.“ - Dieser Satz zeigt ganz wunderbar, welch Antrieb sie am Leben hielt. Es ist einer jener Sätze, die die Verstorbene, meine Mama, in den letzten Wochen ihres Lebens vor kurzem zu mir sagte.

An die Gäste und Freunde bei der Verabschiedung von Susanna Gschlenk!

Wir verabschieden uns heute von meiner Mama, von der Ehefrau, Oma, Schwiegermutter, Cousine und Freundin vieler. Vieler von Euch, die gekommen sind, um nochmals mit uns die schönen Jahre Revue passieren zu lassen.

Mein Ziel für heute ist es, vor allem die schönen Erinnerungen nochmals ins Gedächtnis zu rufen und sie möglichst lange präsent zu halten. Nicht zu trauern, sondern dankbar dafür zu sein, dass sie bei uns war, dass sie für uns da war, dass sie ein erfülltes und glückliches Leben führen konnte und auch dankbar dafür, w i e alles abgelaufen ist - wie sie von uns gehen konnte.
Es ist fein, sagen zu können, dass alles nach ihren Wünschen verlief, dass sie bis in die letzten Stunden alles – fest - im Griff hatte.

Praktisch den gesamten Dezember verbrachte sie im AKH.
Zu Weihnachten konnten wir ihren Wunsch erfüllen und das Fest im Kreise der Familie zu Hause feiern.
Zu Silvester konnten wir mit ihr auf eine erfolgreiche Zukunft anstoßen und erhielten von ihr die letzten Neujahrswünsche übermittelt. Sekt und Brötchen begleiteten unsere kleine Feier.
Am 4.1.2016 äußerte sie den dringenden Wunsch, aus dem Krankenhaus nach Hause zu gehen.
Gesagt getan, eine schwere Nacht – vor allem für Papa – aber ganz nach ihren Wünschen.
Am 5.1. verlegten wir ihren Aufenthaltsort ebenso auf ihren Wunsch ins Hospiz, wo wir gegen Mittag ankamen, und sich ihr Zustand rasch verschlechterte.
Am 6.1.um 0:29 tätigte sie nach schweren tiefen Atemzügen vier ganz leise, fast entspannte Züge, die ihre letzten sein sollten.

Wir, Papa und ich, sind besonders dankbar, dass wir Zeit und Ruhe hatten, diese so wichtigen 12 letzten Stunden sehr persönlich und emotional mit ihr alleine verbringen zu können.
Ganz nach ihren Wünschen also.
Ihrem Wunsch entsprechend, wird der Sarg mit den sterblichen Überresten auch verbrannt werden und die Urne einen Platz nahe ihrer langjährigen Heimat einnehmen.
Aus diesem Grund haben wir auch auf Blumen verzichtet und bedanken uns für allfällige Spenden an das Hospiz Rennweg, das uns allen diesen würdigen Abschied ermöglicht hat!

Wenn wir auf ihr Leben zurückblicken, so finden sich da viele schöne, Stunden und Ereignisse, die es wert sind, nicht in Vergessenheit zu geraten.
Ein besonderes Ereignis ihrer Kindheit – sie war 10 Jahre alt – als ihr Vater sehr spät aus der Gefangenschaft in Russland zurück kehrte. Er war es, der ihr den Sinn für die Familie, für den Zusammenhalt und die Liebe gab, die sie ein ganzes Leben lang begleiten sollte.
Als dann später Willy ins Leben und langsam in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit rückte, durfte sie meinem Gefühl nach die wohl schönsten und unbeschwertesten, lustigsten Jahre erlebt haben - bis dann ein weiteres besonders Ereignis dieser Phase ein jähes Ende bereitete:

Thomas kam zur Welt – ein Sohn, der bald in den Mittelpunkt trat und der von ihr und natürlich ihrem Mann die ganze Liebe und Aufmerksamkeit bekam.
Sie begann, viel Zeit mit mir und später meinen Freunden zu verbringen, stets waren wir in der Natur unterwegs.
Kein Baum, kein Weg, keine Fläche des Wilhelminenberges, den wir nicht in unseren Westentaschen gehabt hätten.
Aber auch andere Orte wie Pötzleinsdorf oder der Garten in Klosterneunburg wurden zu häufig besuchten Zielen.

Eine Erinnerung aus dieser Zeit hat ihre liebe Freundin Heidi wieder in mein Gedächtnis gezaubert:
die beiden Ladies und wir drei Buben mit drei Schibobs im Puch 500.
Nur wer das gesehen hat, wird dieses Bild nie mehr vergessen.
Im Garten fand sie sich übrigens immer wieder diverse Arbeiten – von der Blumenpflege übers Umsetzen, und was weiß ich noch alles, was eben so in einem Garten alles zu erledigen ist.

Daneben kam die Kultur nie zu kurz:
- diverse Theaterbesuche und auch Abos
- u.a. 40 Jahre Josefstadt
- Konzertbesuche, Festspiele, Museen, Lesungen und vieles mehr.
All diese Erlebnisse teilte sie ein Leben lang mit ihrem Willy, meinem Papa.
58 Jahre haben die beiden gemeinsam verbracht,
2013 die goldene Hochzeit gefeiert.

Irgendwann dazwischen ereigneten sich viele wunderbare Dinge, die ebenso verdienen, erwähnt zu werden:
So entschloss sie sich etwa mit 38 Jahren, wieder ins Berufsleben einzusteigen.
Ein wenig Taschengeld hat sie sich stets mit Buchhaltung zu Hause verdient, als ich etwa 13 alt war, wollte sie es aber wieder richtig angehen.
2 Dinge waren zu erledigen:
- Führerschein machen
- den richtigen Job finden.
Beides war schnell erledigt – zuerst machte ich den Führerschein mit ihr – also ich prüfte sie ab und gab ihr Tipps. Jahre später, machte sie dann den Führerschein mit mir. Das ging damals noch.
Und auch der richtige Job war sehr schnell zur Stelle.
Von manierlich wenigen Stunden in der Bilanzbuchhaltung bis zu einem fast Ganztagesjob im Vorstandsekretariat bei Gerngross, wurde die Firma bald ein nicht unbedeutender Teil ihres Lebens.
Zwischenzeitlich mühte sich ihr Sohn mit der Schule und Ausbildung herum – auch keine einfache Zeit, rückblickend darf sie aber sehr zufrieden sein ;-)

Ich bin übrigens sehr froh, dass wir – meine Frau und ich – wenn auch ureigenltich nicht für sie sondern doch eher für uns – ihr dennoch einen sehnlichen Wunsch erfüllt haben:
Enkelkinder.
Zuerst eines 1999, und weil`s so schön ist, dann auch noch gleich ein zweites 2003.
Hanna und Marie.
Sicher zwei neue Höhepunkte in ihrem Leben, zwei wichtige Gründe, die ihr Jahre später zusätzliche Kraft gaben, mit der Krankheit zurecht zu kommen und einen enormen Lebenswillen zu entwickeln.
Ich kann nur Danke sagen für die vielen Stunden, die sie mit spannenden Ausflügen, coolen Urlauben, netten Spielen aber auch Kino, Theater- und Konzertbesuchen den Kindern ebenso unvergesslich bereitetet.
Das Verhältnis zu den Kindern war ein ausgezeichnetes -
Marie schrieb erst kürzlich in einer kurzen Passage eines Schulaufsätzen – den ich Euch gerne vorlesen möchte – Marie hat mir dazu ihr OK gegeben:

Hanna richtet nun eigene Worte an Euch.
Danke, Hanna.

Die Kinder verlieren mit Oma übrigens auch eine sehr genaue Person, die stets darauf geachtet hatte, dass auch die äußere Form der Arbeit passte. Die Hefte können sich sehen lassen!
Und sie verlieren eine sportliche Oma.
Neben dem Schifahren, das wohl eher zu ihren Angstsportarten zählte, sie aber dennoch gerne und lange ausübte, zählte vor allem Tennis zu einem ihrer Lieblingsaktivitäten.
Viele Partner, „Gegner“, viel gelaufen und geschwitzt und das alles mit einem Herzfehler seit Geburt – von dem weder sie wusste, noch dass er ihr sehr lange ein Problem gemacht hätte. Erst zuletzt. Und wenn sie nicht auf dem Tennisplatz schwitzte, dann unter Freundinnen in der wöchentlichen Saunarunde.
All dies passierte eingebettet in einen wunderbaren Freundeskreis – den wir zum Teil heute und hier begrüßen dürfen!
Immer zur Stelle, wenn es Fragen gab, immer aktiv, wenn es was zu erleben gab.
Immer interessiert, wenn es Kultur gab, immer sportlich, wenn es um Wandern oder Tennis spielen ging. Kurz – immer präsent!
Die Freunde waren es auch, die in den letzten Jahren die Unterstützung gaben, schwierige Zeiten zu überstehen und oft schöne Stunden zu genießen.

Immerhin hat sie rund 5 Jahre trotz Chemotherapie und immer wiederkehrender Probleme, teilweise Schmerzen etc ein sehr erfülltes und vor allem bewusstes, glückliches Leben geführt.
Niemals klagte sie über ihre Probleme oder belastete andere mit ihren Schmerzen des voranschreitenden Krebs.
In einem Gespräch vor Weihnachten – sie war schon im Spital sagte sie dann einmal zu mir:
Sei nicht traurig – was willst Du denn, ich bin fast 75 Jahre und hatte ein schönes Leben. Ist ja ein schönes Alter.
Eine Lieblingsbeschäftigung ist noch unerwähnt geblieben:

Ihr Liebe zu Reisen.
Das begann schon zu der Zeit, als Italien in den späten 60er noch ein besonderes Reiseziel war. Nicht einmal waren wir mit Tante Erika, ihrer Cousine in Lignano.

Bald begannen sie jedoch mit ihrem Willy mich zu lehren, diese Welt zu entdecken. Anders als ich es später selbst tun würde, aber doch die ersten fernen Schritte und von der Destination-Wahl recht abenteuerlich.
Zu Zeiten, als diese Welt noch viel größer war, die Entfernung scheinbar viel weiter.
Früh begannen wir Afrika und Amerika zu bereisen. Schon in den 70er und 80ern besuchten wir Länder wie Tunesien, Kenia, mehrmals die USA, die viel später zu Massenreisezielen wurden.
Später auch – da war das Reisebudget auch schon größer – ich fuhr nicht mehr mit – folgten dann Ziele wie Hongkong, Thailand, Mexiko, ganz Europa sowieso oder nochmals die USA - etc.

Vielleicht lächerlich, aber schön, dass wir es geschafft haben – durch meine berufliche Bindung nach Graz haben wir es im letzten Jahr noch geschafft, diese Stadt zu besuchen. Kaum zu glauben, dass sie zuvor nie dort gewesen war.
Es sollte die letzte gemeinsame Reise werden.

Noch ein Wort zu den unerfüllt gebliebenen Wünschen:
Eigentlich wollte sie Lehrerin werden – sie wäre sicher eine gute geworden. Mit Marie hatte sie immer wieder die Gelegenheit, Hausübungen zu machen und ein wenig zu lernen.
Zum Neujahrskonzert hätte sie gerne gehen wollen.
Den Opernball hätte ich für die eröffnen sollen – das werden wir wohl um Generationen verschieben müssen.
Von einer Frühstückspension hat sie immer geträumt.

Nochmals zurück zu den Reisen:
Heute begleiten wir sie alle zum Start einer neuen Reise.
Einer Reise, die nicht von Verspätungen und Überbuchungen, von Zwischenlandungen und Streiks begleitet sein wird.
Nicht von den klassischen Sehenswürdigkeiten gesäumt, sondern von all den Stationen beleuchtet sein wird, die sie sich selbst wählt.
Eine Reise in eine neue Dimension,
eine Reise ohne Gansl und Vanillekipferl, ohne Knödel und all den Dingen, die Marie und auch Hanna so ganz besonders von ihr vermissen werden.
In eine Sphäre, in der sie als perfekt Ehefrau, liebevoll und behütende Mutter und Schwiegermutter und als stets zur Hilfe stehende Oma zwar nicht direkt ansprechbar, aber für uns immer geistig abrufbar sein wird.
Allein durch unsere Erinnerung an sie und an all das, was sie uns und mir auf den Weg gegeben hat, wird sie ewig weiter leben.
Wir werden nicht trauern, sondern gerne an die Zeit denken, die wir mit ihr verbracht haben.

Mit Worten von William Shakespears wollen wir uns von ihr verabschieden:

Die ganze Welt ist Bühne,
Und alle Frau'n und Männer bloße Spieler.
Sie treten auf und gehen wieder ab,
Sein Leben lang spielt einer manche Rollen.

Der letzte Akt, mit dem die seltsam wechselnde Geschichte schließt,
Ist zweite Kindheit, gänzliches Vergessen
Ohn' Augen, ohne Zahn, Geschmack und alles.

Lebewohl, Mama!
Mach es gut, Susanna!